Freitag, 10. Juli 2015

Der Anfang


Gemessen daran, wie nervös ich während der Tage vor meiner Abreise war, ist es schon seltsam, wie normal einem alles kurze Zeit später vorkommt. Ich bin jetzt seit 4 Tagen in Istanbul, und im Vergleich zu anderen Rucksackreisen, die ich vorher unternommen habe, waren die Tage bisher noch nicht allzu ereignisreich. Das ganze kommt mir eher so vor, als ob ich mich auf einem City-Trip befände, von dem ich morgen schon nach Hause zurückkehren würde. Das eigentliche Reisefeeling muss sich irgendwie noch einstellen. 

Das soll aber nicht heißen, dass mir Istanbul mir nicht gefiele - im Gegenteil! Ich bin eigentlich schon ziemlich sicher, dass ich in ein paar Jahren bestimmt noch mal hierhin zurückkehren werde - dann aber mit einem weniger knapp bemessenen Budget. Ich werde jetzt nicht Tag für Tag aufzählen, was ich hier alles gemacht oder gesehen habe, sondern mir nur ein paar allgemeine Eindrücke von der Seele schreiben.
Typische Verkehrssituation in Istanbul - leider ohne Sound
Das erste, was mir schon am ersten Tag sofort auffiel, war der Verkehr. Meine Güte, der ist vielleicht verrückt! Ich hatte das zwar schon gelesen und gehört, dass das in Istanbul einem Schauspiel gleichkomme, aber ich hatte eher etwas Marke Bukarest/Kiev/Tirana erwartet, also etwas weniger regelkonform, als wir es zuhause kennen, aber alles in allem doch ganz ertragbar. Nicht erwartet hatte ich, dass Station 1 meiner Reise schon dunkle Vorahnungen in mir wecken würde, was ich erst mal in Indien zu erwarten habe. Man muss sich das so vorstellen: Fließenden Verkehr habe ich hier so gut wie nie gesehen, Staus sind an der Tagesordnung. So ziemlich jeder Autofahrer ist deswegen sehr genervt und denkt, es würde besser gehen, wenn er ordentlich oft hupe. Gehupt wird aber auch, um "Achtung, ich komme!" oder "Geh mir aus dem Weg!" zu sagen. Straßenschilder und Ampeln werden inmitten dieser ohnehin schon nervenaufreibenden Situation eher als unverbindliche Hilfestellungen angesehen - nicht nur von den Autofahrern, sondern auch von den Fußgängern, derer es viel mehr gibt, als die Bürgersteige zulassen. 


Die Blaue Moschee
Inmitten dieser chaotischen Großstadtszenerie ragen einige architektonische Meisterwerke in den Himmel, für die alleine sich ein Besuch dieser Stadt lohnt. Der Augenblick, als ich zum ersten Mal die Blaue Moschee sah, war der erste Wow-Moment, den ich auf meiner Reise hatte. Leider hielt mich die ziemlich lange Touristenschlange am Eingang bisher davon ab, hineinzugehen (auch wenn alleine reisen für mich kein Problem darstellt - alleine schlangestehen ist trotzdem doof). 
Marktszene nahe Großer Basar
Verlässt man aber Sultanahmet, wo sich die meisten Touristenattraktionen konzentrieren, ist es überraschend, wie untouristisch diese Metropole eigentich ist. Klar, hier und da hört man in der Tram Deusch oder Englisch, aber die Stadt ist weitläufig genug, dass man sich oft wie der einzige Fremde weit und breit vorkommt. Hinzu kommt, dass die Istanbuler sich, im positiven Sinn, nıcht groß um die Touristen scheren: Ich hatte eigentlich erwartet, ähnlich wie in Marokko ständig wegen irgendeinem Quatsch angelabert zu werden, und die ganze Zeit vor Trickbetrügern auf der Hut sein zu müssen; tatsächlich habe ich aber nichts dergleichen erlebt. Sieht man mal vom Verkehr ab, ist es wirklich eine sehr entspannte und sichere Stadt.

Autofreies Istanbul - Büyükada
Am besten gefallen hat mir Istanbul aber dort, wo es am wenigsten nach Istanbul aussah: auf den Prinzeninseln. Diese 9 Inseln liegen etwa 20 Kilometer südlich vom Festland und bestechen durch ein Atout, das die Stadt sonst nirgendwo aufweisen kann: Es gibt keine Autos! Nachdem ich 3 Tage als Fußgänger permanent um meine Haut hatte fürchten müssen, war der Ausflug nach Büyükader, der größten der Prinzeninseln, eine wahre Kur.

So weit das Resumee meiner ersten 4 Tage on the road. Stimmungsmäßig bin ich wie gesagt noch nicht ganz bei meiner Reise angekommen, aber ich denke, dass sich dass noch geben wird. 
Morgen geht es dann ostwärts!
 
Liebe Grüße
Pascal

Einige weitere Eindrücke:


Nordseite des Goldenen Horns, mıt Galata-Turm
Skyline des modernen Istanbul
Hagia Sofia / Ayasofya
Ortaköy-Moschee - im Hintergrund eine der Verbindungsbrücken zwischen Europa und Asien
Aussicht auf Büyükada

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen