Ich meine, ich hatte ja nicht erwartet, dass es einfach würde, an das iranische Visum ranzukommen. In einem Land, in dem Hotelpreise durch ein "Ministerium für Kultur und islamische Führung" festgelegt werden, wird man wohl einige administrative Hürden überwinden müssen. Nicht erwartet hatte ich allerdings, dass ich nach Strich und Faden... Also nicht erwartet hatte ich, dass das Ganze quasi so ablaufen würde.
Tatvan |
Mein Transport auf dem Vansee |
Die Burg in Van |
Nach zwei Tagen in Van fahre ich weiter Richtung Norden. Die nächste Station ist Erzurum, eine überraschend hübsche Stadt mitten im Nirgendwo. Gut, hübsch ist vielleicht der falsche Begriff; hübsch war mit der Ausnahme von Göreme und vielleicht Mardin keine der Städte, die ich in der Türkei besucht habe. Aber es gibt ein paar hübsche Ecken, das will ich damit sagen. Die traurige Wahrheit in der Türkei ist, dass um die schönen Ecken in den Städten herum ein dermaßen geschmackloses Bauchaos veranstaltet wurde, dass den Städten jegliche Grazie abgeht und man sich fragen kann, ob dem Land überhaupt etwas an seinem kulturellen Erbe liegt. Die Autofahrer tragen hier auch ihren Teil bei. Selbst in ehemals kommunistischen Ländern (Albanien, Rumänien,...) habe ich das nicht als so schlimm empfunden wie hier in der Türkei.
Erzurum |
Nach einem Tag in Erzurum geht es dann weiter nach Trabzon, dem Ort, wo ich mein iranisches Visum abholen will. Für das iranische Visum sind im Grunde eigentlich nur folgende Schritte einzuhalten:
1) Man muss über eine Agentur einen sogenannten "Reference Code" beantragen und in diesem Rahmen auch angeben, wo man mit dieser Referenznummer sein Visum abholt. Diesen Antrag hatte ich über Internet bereits in Istanbul gestellt. Die Agentur, für die ich mich entschieden hatte, heißt Touran Zamin. Für den Code durfte ich dann 75 Kanadische Dollar bezahlen (Ja, die iranische Agentur rechnet aus irgendeinem Grund in Kanadischen Dollars - nicht so lustig beim derzeitigen Wechselkurs). Als Abholstelle hatte ich das iranische Konsulat in Trabzon angegeben, da ich zu dem Zeitpunkt nicht sicher war, ob ich überhaupt Georgien und Armenien mitnehmen würde. Vielleicht hätte mir die Türkei ja so gut gefallen, dass ich zwei Monate dort verbracht und dafür auf die zwei Kaukasus-Staaten verzichtet hätte. Trabzon, das in der Nähe zu Georgien liegt, erschien mir da als die beste Alternative.
2) Nachdem man den Antrag für eine Referenznummer getellt und bezahlt hat, dauert es 7 bis 10 Tage, bis man eine sehr formelle E-Mail vom Iranischen Außenministerium erhält, in der man seine Referenznummer erfährt. Bei mir dauerte es zu meiner Überraschung nur 3 Tage. Da war ich gerade in Gaziantep angekommen. Da bis dahin alles ziemlich reibungslos abgelaufen war, war ich ziemlich guter Dinge, was den Erhalt meines Visums betraf.
3) Innerhalb einer vordefinierten Zeitspanne (1 oder 3 Monate, je nach Landesvertretung) muss man dann bei dem entsprechenden Konsulat vorstellig werden, ein Formular ausfüllen, zwei Passfotos sowie eine Kopie des Reisepasses abgeben, das Visum bezahlen und am Ende des Tage sein Visum abholen. Ich hatte in verschiedenen Berichten aus Reiseführern/Internet verschiedene Darstellungen gelesen. Einigen zufolge konnte man das Visum am Tag selber bekommen, anderen zufolge hatte man die Wahl zwischen einem normalen Visum, auf das man einige Tage warten müsse, und einem etwas teureren Express-Visum.
Schritt 3 will ich also in Trabzon ausführen. Ich komme kurz vor 9 Uhr morgens am iranischen Konsulat an. Außer mir sind noch 2 andere Kerle da, von denen ich erfahre, dass sie innerhalb von 2,5 Jahren die Welt mit dem Fahrrad umrunden wollen. Wir warten. Und warten. Und warten. Kurz vor halb 10 öffnet eine ziemlich schlecht gelaunte Frau die Tür. Sie lenkt uns hinein und weist uns an, Platz zu nehmen ("Sit!") Ich gebe ihr meinen Reisepass, zusammen mit der Referenznummer. Sie durchblättert den Pass (wahrscheinlich sucht sie nach einem israelischen Stempel) und reicht ihn an einen etwas freundlicheren Kollegen weiter. Und dann warte ich. Und warte. Und warte. Nach einer halben Stunde kommt der Kollege zurück, ich bekomme das berüchtigte Visum-Antragsformular, ein Überweisungsformular für die Visumkosten (50 Euro) und die Information, dass ich mein Visum nach einer Woche abholen könne. Als ich frage, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Prozedur ein wenig zu beschleunigen, meint die nette Dame schlicht: "Of course not!" und schaut mich dabei an, als ob aus meinem Kopf ein dritter Arm wachse. Als ich mich dann hinsetze, um schon mal das Formular in Ruhe auszufüllen, habe ich scheinbar den Bogen überspannt. "Go outside!", keift die Beamte mich an.
Draußen unterhalte ich mich nochmal mit den zwei weltradelnden Ungaren. Zu meinem Entsetzen sitzen die beiden seit 10 Tagen in Trabzon fest, weil sie im Konsulat nicht an ihr Visum herankommen. Genau wie ich wurden sie auch wieder auf die folgende Woche vertröstet. Ich fasse daraufhin ziemlich schnell den Entschluss, dass ich nicht in Trabzon auf mein Visum warten, sondern ein neues Visum in der iranischen Botschaft in Tiflis, Georgien beantragen werde; auch wenn das heißt, dass ich wieder bei Schritt 1 anfangen und nochmal 75 CAD bezahlen kann. Ich hoffe wirklich, dass der Iran das wert ist.
Der Grund, warum ich lieber in Tiflis auf das Visum warte als in Trabzon, ist ziemlich einfach: Georgien ist meiner Erfahrung nach für Alleinreisende wie mich das angenehmere Land. In der Osttürkei gibt es nämlich kaum Hostels (in Tatvan, Van, Erzurum und Trabzon habe ich nur in billigen Hotels geschlafen), was für mich bedeutet, dass es schwieriger ist, Anschluss zu finden. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, in der Türkei Couchsurfing zu probieren und hatte in Van, Dyarbakir und Trabzon auch ziemlich viele Anfragen verschickt, hatte dann aber nur Absagen erhalten. In Trabzon kam ich dann zufällig mal mit einem Couchsurfer ins Gespräch, der mir klipp und klar erklärte, mein Problem sei, dass ich kein hübsches Mädchen bin.
Sumela |
So, und das war die Türkei. Auch wenn nicht alles so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte, die Städte nicht immer sehr angenehm sind und Unterkünfte ein Problem darstellen - die Leute sind unschlagbar und stellen für mich trotz der Kommunkationsbarrieren das Highlight dieses Landes dar.
Weiter geht es nach Georgien!
Burg in Van |
Aussicht von der Burg |
Akdamar - ein Vorgeschmack auf Armenien |
Erzurum |
Ein überraschend schöner Park in Trabzon |
Trabzon |
Hagia Sofia in Trabzon |
Sumela |
Sumela |
Der omnipräsente Staatsgründer Mustafa Kemal Attatürk |
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